In den vergangenen Tagen ist in Schrift und Wort auf die große Bedeutung und Wichtigkeit des Bewachungsgewerbes hingewiesen worden. Das gesamte deutsche Bewachungsgewerbe ist jetzt straff organisiert, damit seine Leistungsfähigkeit um vieles gegenüber früher erhöht. In Plauen ist es durch die Plauener Wach- und Schließgesellschaft m.b.H. vertreten, deren Beamte und Angestellte nun schon seit vielen Jahren die wertvollsten Dienste für die Sicherheit des Eigentums zahlreicher Einwohner unserer Stadt leisten.
Selbstverständlich ist man auch bereits in früheren Zeiten in den Städten und auf dem Lande auf Sicherheit bedacht gewesen. Auch der Wachmann, der im Dienste der Wach- und Schließgesellschaft seine Streifen ausführt, kann im Nachtwächter der „guten, alten Zeit“ seinen beruflichen Ahnen sehen und reiht sich in die Kette einer jahrhundertealten Entwicklung mit ein. Wenn wir dieser Entwicklung in Plauen einmal nachgehen wollen, so lässt sich in großen Zügen nach den im Plauener Stadtarchiv vorhandenen Akten folgendes feststellen.
Fortsetzung und Schluss
1861 wurde die Zahl der Nachtwächter auf 10 erhöht, dementsprechend die Stadt in zehn Bezirke eingeteilt. Jeder Nachtwächter bekam einen Bezirk zur Bewachung, außerdem wurde er mit den Aufgaben eines Laternenwärters und Laternenanzünders betreut. Von vierzehn zu vierzehn Tagen wechselten die Nachtwächter der Reihe nach in den Bezirken. Eine Ablösung im Wachdienst fand nicht mehr statt, sondern jeder Nachtwächter hatte in seinem Bezirk im Winter von 10 Uhr abends bis 5 Uhr früh und im Sommer von 10 Uhr abends bis 4 Uhr früh Wachdienst. Die Nachtwächter wurden mit einer Signalpfeife, einem beschlagenem Stock, einem Seitengewehr und einer Laterne, in welcher jedoch das Licht abgedunkelt werden musste, und einer passenden Kopfbedeckung versehen. Das Abblasen der Stunde an gewissen Punkten der Bezirke und das regelmäßige Begehen in ein und derselben Reihenfolge wurden abgestellt.
Refrain:
Menschenwachen kann nichts nützen,
Gott muss wachen, Gott muss schützen,
Herr, durch Deine Güt`und Macht
Schenk uns eine gute Nacht!
Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen:
unsere Glock hat eins geschlagen!
Ist nur ein Gott in der Welt,
ihm sei all’s anheim gestellt.
Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen:
unsere Glock hat zwei geschlagen!
Zwei Wege hat der Mensch vor sich.
Herr, den rechten führe mich
Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen:
unsere Glock hat drei geschlagen!
Dreifach ist, was göttlich heißt:
Vater, Sohn und Heil’ger Geist.
Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen:
unsere Glock hat vier geschlagen!
Vierfach ist das Ackerfeld;
Mensch wie ist dein Herz bestellt?
Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen:
unsere Glock hat fünf geschlagen!
Fünf Jungfrauen waren klug
Fünf war’n töricht und nicht klug.
Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen:
unsere Glock hat sechs geschlagen!
In sechs Tagen schuf Gott die Welt,
da war alles wohlbestellt.
Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen:
unsere Glock hat sieben geschlagen!
Denkt der sieben Worte nach,
die der Herr am Kreuze sprach.
Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen:
unsere Glock hat acht geschlagen!
Habet acht auf Feuer und das Licht,
dass unserer Stadt kein Leids geschicht.
Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen:
unsere Glock hat neun geschlagen!
Neun versäumten Dank und Pflicht;
Mensch vergiss der Wohltat nicht.
Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen:
unsere Glock hat zehn geschlagen!
Zehn Gebote setzt Gott ein;
gib dass wir gehorsam sein.
Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen:
unsere Glock hat elf geschlagen!
Elf der Jünger blieben treu,
einer trieb Verräterei.
Hört, ihr Leut, und lasst euch sagen:
unsere Glock hat zwölf geschlagen!
Zwölf, das ist das Ziel der Zeit!
Mensch bedenk die Ewigkeit!
